Das erste Mal Fasten bin ich sehr locker, besser gesagt unvorbereitet, angegangen. Zum Glück hatte ich zu einer Fastengruppe bei einem erfahrenen Fastenleiter angemeldet. Es gibt verschiedene Formen zu Fasten. Wir hatten uns für das Heilfasten entschieden, das beim „Essenfasten“ das bekannteste ist.
Meine Vorstellung vom Fasten war: Nichts essen, viel Trinken (Wasser und Kräutertee) und dabei den Körper zu reinigen, sich leicht und gut zu fühlen.
Umso erstaunter war ich, als ich beim ersten Treffen der Fastengruppe eine Menge an Informationen mit einem Ablaufplan und sogar eine Einkaufsliste erhielt. Da gab es auf einmal viel zu beachten und vorzubereiten.
Zunächst die 1 – 2 Entlastungstage, d.h. man hört nicht einfach auf zu essen und fastet, sondern bereitet sich einen (oder auch 2) Tage vor. Hierbei wird der Körper, aber auch der Haushalt und der Geist auf das Fasten vorbereitet. An diesem Tag hieß es also weniger und möglichst frische, vollwertige und leicht verdauliche Nahrung zu essen. Außerdem wurde empfohlen alle verderblichen Lebensmittel abzugeben und den Kühlschrank auszuräumen. Letzteres musste bei mir entfallen, denn der Reste der Familie wollte ja weiterhin essen. Der Entlastungstag war noch einfach zu arrangieren.
Die Einkaufsliste war schon ein größerer Brocken. Neben Tees, Säften und Zutaten für Gemüsebrühe standen darauf Glaubersalz, Basentabletten bzw. –pulver, PH-Messtreifen und ein Gerät für Einläufe (oh nee!). Der Fastenleiter erklärte alle diese Dinge und, wofür sie notwendig sind. Wie sich im Verlaufe des Fastens herausstellte, haben wir das alles tatsächlich gebraucht, manche mehr, manche weniger. Nach diesem ersten Fastentreffen war mir klar, dass das mit dem Fasten doch nicht so einfach ist, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Beim ersten Fasten hatte ich mir keinen Urlaub genommen, sondern geplant die Fastentage so zu legen, dass ein Wochenende dazu gehörte – immerhin. Ein wenig Ruhe wollte ich mir schön gönnen in den Fastentagen.
Nun hieß es aber zunächst Einkaufen und abends den Fastenplan und die Gebrauchsanweisung von Glaubersalz, PH-Messstreifen etc. studieren.
Fasten Erfahrungsbericht – Los geht‘s
Dann ging es endlich los. Der Entlastungstag verlief wie erwartet ohne Schwierigkeiten. Dafür war der 1. Fastentag eine Herausforderung. Morgens ging es los mit Glaubersalz einnehmen. Danach sollte man sich wirklich Zeit zu Hause einplanen, denn es dauert mindestens eine Stunde, bis der Darm entleert ist – eher länger. Ich hatte mich für den Anfang gegen Einläufe entschieden, habe es später aber noch gelernt. Außerdem musste ich Säfte und die Fastenbrühe vorbereiten und mich an den Tagesplan halten.
Ab dem 2. Fastentag war empfohlen worden, jeden Morgen den PH-Wert zu messen. Unser Fastenleiter hatte erklärt, dass sich beim Fasten Säuren aus dem Körper lösen und dies kann zu körperlichen Beschwerden führen, z.B. Kopfschmerzen. Zeigt der PH-Wert zu viel Säure an, kann man das mit Basenpulver ausgleichen. Im Laufe des Fastens konnte ich tatsächlich einen leichten Anstieg des PH-Wertes feststellen, blieb aber beschwerdefrei. Bei einigen Mitgliedern der Fastengruppe war dies viel stärker ausgeprägt. Am 1. und 2. Fastentag verspürte ich noch phasenweise Hungergefühl.
Am 3. Fastentag hatte ich mich an die tägliche „Körperüberwachung“ und den Tagesablauf gewöhnt, das Hungergefühl war verschwunden und ich begann das Fasten zu genießen, fühlte mich leichter und froh, dass ich das Fasten tatsächlich „schaffte“. Ich versuchte mir, Zeit zu nehmen für kleine Spaziergänge, Lesen oder einfach mal ausruhen. Das war nicht so einfach, da ich wie üblich arbeitete und der Familienalltag wie gewohnt weiterging. Aber ich hatte auch mehr freie Zeit, da ich die Mahlzeiten ausließ. Beim Fasten wird einem erst bewusst, wie viel Zeit wir mit Essen, der Zubereitung und dem Aufräumen verbringen. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich zu wenig Ruhephasen und Freizeit hatte.
Das Fasten und der Tagesablauf hatten sich nun eingespielt und ich fastete noch einige Tage weiter. Ich begann, die Veränderungen an meinem Körper wahrzunehmen. Da war natürlich die Gewichtsabnahme und die Haut wurde weich und zart.
Damals war es ein sehr kalter Februar mit Temperaturen weit unter 0°C. Die Kombination von Kälte und Fasten wurde allmählich eine Herausforderung. Mit der Zeit begann ich ständig zu frieren und so beendete ich am 7. Tag das Fasten und begann mit den Aufbautagen.
Unser Fastenleiter hatte immer wieder die große Bedeutung der Aufbautage – der Zeit nach dem Fasten – betont. Er hatte empfohlen, an den ersten Tagen nach dem Fasten jeden Tag nur ein Nahrungsmittel zum Speiseplan hinzuzufügen. Wir hatten einige Rezepte für die Aufbautage erhalten. Auf diese Weise sollte sich die Aufbauzeit ca. eine Woche hinziehen. Das erforderte besonders nach den ersten 2 Aufbautagen einige Disziplin, denn der Appetit kam schnell wieder. Ich habe damals diese Methode der Aufbauzeit durchgeführt. Zum einen wirkte das Fasten körperlich weiter und gleichzeitig war es erstaunlich, wie intensiv ich jedes einzelne Nahrungsmittel schmecken konnte. Diese Mahlzeiten habe ich richtig zelebriert.
Beim Fasten und in der Aufbauphase wurde mir bewusst, wie oft ich nebenher irgendetwas Greifbares esse, anstatt die Mahlzeiten zu planen und bewusst zu zubereiten. Wie oft essen wir etwas im Stehen oder Gehen oder beim Lesen oder Fernsehen. Das Fasten lehrte mich, jede Mahlzeit bewusst und mit Hingabe zu mir zu nehmen. Dazu gehört auch langsames Essen und richtiges Kauen der Nahrung. Darüber hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht. Ich nahm mir vor, mein Essverhalten zu ändern.
Trotz einiger Schwierigkeiten empfand ich das erste Fasten als bereichernd und fühlte mich körperlich leichter, frischer und gesünder. In dem ganzen Zeitraum der Vorbereitung, des Fastens und der Aufbauzeit traf sich unsere Gruppe alle 3 Tage. Diese Treffen waren sehr hilfreich, denn wir fasteten sozusagen gemeinsam, konnten regelmäßig unsere Erfahrungen austauschen und erhielten Rat und Unterstützung durch den Fastenleiter.
Fasten Erfahrungsbericht – Wie es weiterging
Bei diesem ersten Fasten ist es nicht geblieben.
Eine wichtige Erkenntnis war für mich, dass man Fasten nicht „mal nebenher“ machen sollte. Fastentage sind eine „Auszeit“ vom Alltäglichen und es lohnt sich, sich dafür Zeit zu nehmen.
Im folgenden Jahr habe ich gleich noch einmal an einer Fastengruppe teilgenommen. Beim 2. Fasten habe ich mir Urlaub genommen, denn Fasten und Arbeiten hatte ich als anstrengend empfunden. Diesmal war es eine rundum gute Zeit, denn ich hatte schon Erfahrung mit dem Fastenplan und genügend Ruhe, diese besondere Zeit zu genießen.
In den letzten Jahren habe ich verschiedene Formen des Fastens ausprobiert, z.B. Suppenfasten, Kaffee-Fasten (keinen Kaffee trinken), Fernseh-Fasten. Jede dieser Formen des Fastens hatte ihre besondere Qualität und hat mein Konsum-Verhalten verändert. Z.B. trinke ich heute weniger Kaffee, dafür mit mehr Genuss und achte auf die Qualität.
Beim Fasten geht es nicht nur um Ernährung und Reinigung des Körpers. Es geht auch darum sich bestimmter Dinge, die wir ständig aufnehmen, bewusst zu werden und um eine Be-Reinigung unseres (Konsum)Verhaltens. So wirkt Fasten lange über die eigentliche Fastenzeit hinaus.
Wer das erste Mal fastet und sich nicht einer Fastengruppe anschließt, sollte sich gut vorbereiten und ein Buch mit Anleitung zum Fasten lesen.